Wenn es auf dem Airport brenzlig wird: die Rettungstreppe
Sie erinnern sich: Am 4. November 2010 musste ein Airbus 380 der australischen Airline Qantas auf dem Flughafen von Singapur notlanden, nachdem ein Triebwerk explodiert war. Zur schnellen Evakuierung der mehr als 400 Passagiere setzte der Flughafen die Rettungstreppe E8000 des österreichischen Unternehmens Rosenbauer ein – eine Treppe, die bei einer bestimmten Ausführung mit Sicherheitsventilen von HEROSE ausgestattet ist.
Österreichischer Fahrzeugbauer ist auf Flughäfen in aller Welt präsent: Neue Rettungstreppe mit HEROSE-Armaturen
Leonding bei Linz: Hier hat das österreichische Unternehmen seinen Hauptsitz. Es wurde 1866 als Handelshaus gegründet, heute zählt Rosenbauer zu den führenden Herstellern von Geräten für den Brand- und Katastrophenschutz und ist weltgrößter Exporteur von Feuerwehrfahrzeugen. Der Konzernumsatz lag 2010 bei knapp 600 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 2000.
Wir sind mit Günter Weigl verabredet. Der Projektleiter ist seit 1975 bei Rosenbauer und hat die Rettungstreppe E8000 federführend entwickelt. Das erste Exemplar wurde im Sommer 2010 an den Flughafen Leipzig ausgeliefert, dann kam Singapur – und momentan werden jährlich fünf bis sieben Fahrzeuge dieser Art gebaut. Mindestpreis: 500.000 Euro. Bei Rettungstreppen denkt der Laie sofort an brennende Flugzeuge und ähnliche Katastrophen, doch die Wirklichkeit ist zum Glück sehr viel profaner. Günter Weigl: „Natürlich ist die E8000 in erster Linie für eine schnelle Evakuierung der Passagiere auch aus großen Flugzeugen gebaut, aber eingesetzt wird sie im Alltag eher bei medizinischen Notfällen. Wenn zum Beispiel ein Passagier an Bord einen Herzinfarkt erleidet und ein Flugzeug deshalb ungeplant zwischenlandet, dann ist es sehr viel effizienter und billiger, wenn der Jet auf dem Vorfeld stehen bleibt und der Betroffene über die Rettungstreppe evakuiert wird, als wenn das Flugzeug extra an einem Finger andockt.“ Allein der Frankfurter Flughafen zählt vier bis sechs Notfälle dieser Art pro Jahr.
Auch wenn der Begriff Rettungstreppe unspektakulär klingt, gehört das Fahrzeug technisch gesehen „zur obersten Kategorie“, wie Projektleiter Weigl betont.Eine effektive Rettungstreppe muss zwei Kriterien erfüllen: Auf ihr müssen möglichst viele Menschen in möglichst kurzer Zeit aus dem Flugzeug evakuiert werden können, und sie muss möglichst schnell vor Ort sein. Rosenbauer hat bei der E8000 beides bedacht: Die Haupttreppe verfügt mit acht Quadratmeter Fläche über eine sehr großzügig dimensionierte obere Rettungsplattform. Aufgrund der Stufenbreite von 1,50 Metern können drei Passagiere nebeneinander ungehindert absteigen. Wichtig ist auch eine starke Motorisierung: Die Leipziger Rettungstreppe ist zum Beispiel mit einem Motor ausgestattet, der 480 PS leistet. Im Zusammenspiel mit einem Spezialgetriebe kann das Fahrzeug in weniger als 30 Sekunden auf 80 km/h beschleunigt werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 105 km/h.
Wir verlassen das Büro von Günter Weigl zu einem Betriebsrundgang. In der großen Produktionshalle stehen sie in den verschiedenen Fertigungsstufen: Feuerlöschfahrzeuge in allen Farben, für Feuerwehren in Irland, Saudi-Arabien oder Indien. 2000 Fahrzeuge stellt Rosenbauer im Jahr her, jedes ist individuell gefertigt. Auf die Außenwand der Halle sind die Konturen eines Airbus 380 gemalt – im originalgetreuen Maßstab. An dieser Wand demonstriert Weigl die Schnelligkeit der Rettungstreppe: In knapp 70 Sekunden ist sie bis zur Maximalhöhe ausgefahren. Sie kommt in einem definierten Abstand vor dem Flugzeug zum Stehen und wird über die obere, teleskopierbare Plattform an das Flugzeug angedockt. Diese lässt sich bis zu einem Meter ausziehen und bis zu 15 Grad schwenken, dadurch kann die Treppe exakt an die Flugzeugkontur angepasst werden. Näherungssensoren und eine Videokamera auf der Plattform unterstützen den Bediener beim Andockmanöver.
Die Rettungstreppe, die Günter Weigl an diesem Vormittag zu Demonstrationszwecken über das Firmengelände bewegt, ist mit einer Teleskop-Wasserhochführung ausgestattet, über die Löschwasser von Fremdfahrzeugen zugeführt werden kann. In dieser Hochführung sind Sicherheitsventile des Typs 06370 von HEROSE verbaut, die einen eventuellen Überdruck verhindern. Warum HEROSE? „Weil diese Firma seit Jahren für höchste Qualität steht“, sagt Günter Weigl, „und das ist unser Anspruch an alle Materialien, die wir einsetzen.“
HEROSE-Armaturen im Einsatz
Fotos: Carsten Wurr