Großes Kreuzfahrtschiff und LNG-Versorgungsschiff im Hamburger Hafen bei bewölktem Himmel
Langer Pfeil

Ein schwimmendes Kraftwerk

Das erste schwimmende Flüssiggas-Kraftwerk in einem deutschen Hafen ist Mitte Oktober auf den Namen „Hummel“ getauft worden. Die LNG-Barge der Firma Becker Marine Systems – knapp 77 Meter lang und elf Meter breit – ist mit fünf Generatoren ausgestattet, die insgesamt eine Leistung von 7,5 Megawatt erzeugen. Damit sollen in der nächsten Saison die AIDA-Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen mit Energie versorgt werden. HEROSE war mit umfangreichen Lieferungen an dem Neubau beteiligt.

  • Die LNG-Barge
    Die LNG-Barge erreicht Hamburg
  • Die AIDAsol und die LNG-Barge in der Hamburger Hafencity
    Die AIDAsol und die LNG-Barge in der Hamburger Hafencity. Zwischen beiden Schiffen liegen rund 300 Meter.
  • Verbindungskabel im Kai
    Für die Verbindungskabel im Kai investierte der Hamburger Senat eine siebenstellige Summe
  • Wegen des Tidenhubs im Hamburger Hafen wurde ein Kran konstruiert, der die Kabel je nach Wasserhöhe führt
    Da der Tidenhub im Hamburger Hafen rund drei Meter beträgt, wurde ein Kran konstruiert, der die Kabel je nach Wasserhöhe führt
  • Die Stecker für die Stromversorgung
    Zierlich geht anders: Die Stecker für die Stromversorgung
  • Taufe der LNG-Barge Hummel
    Taufe der LNG-Barge „Hummel“ im Hamburger Hafen

Weil eine neue LNG-Barge mit HEROSE-Armaturen die AIDAsol nach ihrem Anlegen in der Hamburger Hafencity mit Strom versorgt, kann das Kreuzfahrtschiff 2015 seinen Diesel abstellen. Es profitieren Umwelt- und Klimaschutz

Bei der Taufzeremonie wurde erstmals eine Steckverbindung zwischen der Barge und dem Kreuzfahrtschiff AIDAsol hergestellt, das an diesem Tag den Hamburger Hafen zum letzten Mal in diesem Jahr angelaufen hatte. Das Pilotprojekt sei „ein Zeichen für den Umwelt- und Klimaschutz – und das nicht nur für Hamburg, sondern für die gesamte maritime Industrie“, sagte AIDA-Präsident Michael Ungerer. Die AIDA-Kreuzfahrtschiffe, die in der Hafencity anlegen, können ab der nächsten Saison ihre Dieselgeneratoren im Hafen abschalten und ihren Strom aus umweltfreundlichem verflüssigtem Erdgas beziehen. LNG verursacht keine Schwefeloxide oder Rußpartikel, der Ausstoß von Stickoxiden und CO2 wird deutlich verringert.

Das tiefkalt verflüssigte Gas kommt per LKW in Containern aus Rotterdam und wird dann direkt als Modul auf die Barge übernommen. Mit einer eigenen LNG-Bunkerstation ist in Hamburg frühestens im Jahr 2016 zu rechnen. In diesem Zusammenhang interessant: Auch Brunsbüttels Hafenwirtschaft und die dortige regionale Industrie haben kürzlich Interesse am Bau eines LNG-Importterminals angemeldet. Davon könnte auch Hamburgs Hafen profitieren.

Die LNG-Barge wurde auf einer Werft in der Slowakei gebaut und erreichte den Hamburger Hafen Anfang Oktober nach einer dreiwöchigen Tour über Donau, Main, Rhein, die Nordsee und die Elbe. Für den Behälterbau an Bord war die tschechische Firma Chart Ferox verantwortlich. An sie lieferte HEROSE verschiedene Absperrarmaturen. Die Produktvielfalt reichte dabei von manuellen Absperrarmaturen bis zu pneumatisch angetriebenen Armaturen mit umfangreichem Zubehör. HEROSE-Geschäftsführer Zschalich: „Der Auftrag war sehr anspruchsvoll. Es gab nicht nur diverse Besonderheiten bei der Herstellung zu berücksichtigen, hinzu kam ein enormer Termindruck.“

Folgende Bedingungen galt es bei den Armaturen für die LNG-Barge zu beachten: Die Armaturen mussten an die Betriebsbedingungen angepasst werden (technische Anpassungen). Gefordert waren weiterhin Endschalter und spezielle Kästen aus Aluminium. Die Armaturen mussten seewasserbeständig und firesafe nach EN ISO 10497 sein, die Zubehörteile sonderbeschichtet werden. Der Guss wurde extra produziert, weil der Gießprozess durch die Klassifizierungsgesellschaft Bureau Veritas (BV) begleitet und zertifiziert werden musste. Das Regelventil wurde neu entwickelt. Und die Lieferzeit betrug gerade mal zehn Wochen.

Das Konzept der LNG-Barge ist nicht nur für Seehäfen interessant. Sie kann auch auf Flüssen eingesetzt werden, zum Beispiel an Wasserbaustellen oder in Häfen. „Wir sehen sehr gute Perspektiven für unsere Technik, da das Umweltbewusstsein stetig wächst und in der Folge national und weltweit strengere Vorschriften zum Schutz von Mensch und Umwelt erlassen werden“, sagte Dirk Lehmann, Geschäftsführer von Becker Marine Systems.

Verflüssigtes Erdgas steht am Beginn eines breiten Einsatzes in der Schifffahrt. In Skandinavien fahren bereits Fähren mit LNG als Brennstoff für die Hauptmaschine – HEROSE lieferte für den Bau dieser Schiffe diverse Armaturen (vc berichtete). Becker Marine Systems plant in der Zukunft Containerzubringerschiffe mit Erdgasantrieb in der Ostsee. Auch die Hamburger Reederei Hansa Treuhand hat nach Angaben ihres Gründers und Eigners Hermann Ebel ein solches Konzept in der Schublade. Und Björn Rosengren, Vorstandschef des finnischen Konzerns Wärtsila, eines führenden Herstellers von Schiffsantrieben und Kunde von HEROSE, sagte kürzlich auf der Messe SMM in Hamburg: „Heute fahren weltweit rund 50 Schiffe mit Erdgasantrieb, im Jahr 2020 könnten es schon 1200 oder 1300 sein.“

HEROSE-Armaturen für den LNG-Einsatz

Tieftemperatur-Durchgangsventil Typ 01841
Tieftemperatur-Durchgangsventil mit pneumatischem Antrieb Typ 01843
Tieftemperatur-Durchgangsventil Typ 01851
Tieftemperatur-Durchgangsventil mit pneumatischem Antrieb Typ 01853

Fotos: Becker Marine Systems, Carsten Wurr

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