LNG-Antrieb auf Binnenschiff „Eiger“ minimiert Emissionen
Das Binnenschiff „Eiger“ fährt seit fünf Jahren mit LNG. Kapitän Bühler hat damit nur gute Erfahrungen gemacht. vc war an Bord.
Rudolf Bühler spielt auf seinem Monitor jeden Tag Tetris. Schiebt die bunten Klötzchen hin und her und freut sich jedes Mal, wenn das Puzzle wieder passt. Für den Kapitän der „Eiger“ ist das aber keine Freizeitgestaltung, sondern ein berufliches Muss: „Jedes Klötzchen auf dem Ladeplan steht für einen Container“, sagt der 56-jährige Schweizer, „und die muss ich so platzieren, dass sie in jedem Hafen optimal auf- und abgeladen werden können.“
9. Mai 2019, kurz nach 8 Uhr. Auf dem Weg von Basel nach Rotterdam steuert Bühler den Straßburger Rheinhafen an. Kaum ist das Binnenschiff vertäut, beginnt die Beladung durch einen Kran. „Hier nehmen wir heute zehn Container auf“, sagt Bühler, „ in einer halben Stunde sind wir wieder weg.“
Die „Eiger“: Baujahr 2001, 179 m lang, Platz für maximal 354 Standardcontainer. Das Binnenschiff der niederländischen Reederei Danser wurde 2014 auf LNG umgerüstet – und war damit das erste Containerbinnenschiff überhaupt. Der LNG-Tank kostete sechs Containerstandplätze, „aber das war es uns wert.“ Zahlreiche Armaturen von HEROSE am Lagertank, an den Bunkerleitungen sowie an der GPU – der „Gas Processing Unit“ – sorgen seitdem für den sicheren Betrieb.
„Es ist ein gutes Gefühl, mit LNG zu fahren“, sagt Kapitän Bühler, „zu wissen, dass man viel weniger Dreck in die Luft schleudert.“ Rein fahrtechnisch merke man überhaupt keinen Unterschied. „Und im Sommer wissen wir LNG besonders zu schätzen“, sagt Bühler, „denn wenn der Wind von hinten kommt und die Tür aufsteht, riecht es nicht mehr nach Abgasen wie früher.“
Die „Eiger“ fährt im Liniendienst zwischen Rotterdam und Basel. „Für einen Umlauf brauchen wir 14 Tage.“ Fünf Häfen werden zwischendurch angelaufen, „mehr schaffen wir kapazitätsmäßig nicht“. Gebunkert wird das LNG in Rotterdam von einem Lkw – truck to ship. Eine feste Tankstelle am Rhein soll im Herbst 2019 eröffnet werden.
Neben Kapitän Bühler, dem Chef an Bord, fährt mit Cees Bouman ein zweiter Kapitän mit. Beide wechseln sich alle acht Stunden am Ruder ab. Weiterhin gehören zum festen Team drei Matrosen – zwei Tschechen und ein Niederländer. „Wir sind seit vielen Jahren zusammen und verstehen uns blind“, sagt Bühler. Das Team arbeitet immer vier Wochen – zwei Umläufe lang – und hat dann die gleiche Zeit frei. Während der Wochen an Bord teilt man sich eine Wohnung unter Deck: Wohnzimmer, Küche und Bad sind für alle da, jedem steht zudem ein eigenes Schlafzimmer zur Verfügung. In der Wohnung herrscht ständig ein leichter Überdruck, weil sie im sogenannten „Ex-Bereich“ des LNG-Tanks liegt, dem Explosions-Bereich. Der Überdruck verhindert ein unbemerktes Eindringen von Gas.
Was fährt die Crew der „Eiger“ eigentlich durch die Weltgeschichte? „Ab Rotterdam Elektronik, Maschinenteile oder Kleidung“, sagt Bühler, „auf der Rückfahrt beispielsweise Medikamente aus der Schweiz oder alkoholfreies Bier aus Straßburg für den arabischen Raum.“
Bühler fährt seit 37 Jahren Binnenschiff – wie seine Vorfahren: „Ich bin die 4. Generation in unserer Familie.“ Sein Revier ist der Rhein, auf dem er bestimmt schon eine Million Kilometer zurückgelegt hat. Er kennt jede Ecke – freut sich aber jedes Mal wieder, wenn er den Abschnitt zwischen Bingen und Bonn passiert: „Und der Höhepunkt ist immer die Loreley.“ Aber dort liegt auch die engste Kurve des Rheins: „Da muss man aufpassen wie ein Luchs.“ Immerhin ist die „Eiger“ eines der längsten Schiffe, die auf dem Rhein fährt.
Auf dem Heck der „Eiger“ steht ein verbeulter VW Golf. Mit ihm fahren die Männer zum Einkaufen in den Häfen – ein kleiner Autokran hebt den Wagen dann an Land. Das Lieblingsgericht der Crew ist Pansen, Kuhmagen nach Omas Rezept. Den bereitet Kapitän Bühler immer selber zu, Hasenbraten ist sein zweiter Favorit.
Als die „Eiger“ am Nachmittag im Hafen von Kehl ankommt – drei Stunden später als erwartet, „weil in Straßburg ein Container fehlte“ –, beschließen Bühler und seine Männer nach einem prüfenden Blick in den Himmel spontan: „Heute wird auf dem Achterdeck gegrillt.“
HEROSE-Armaturen für den LNG-Einsatz
Manuelle Absperrarmaturen DN25 bis DN200
Pneumatisch angetriebene Absperrarmaturen DN10 bis DN200
Sicherheitsventile DN6 bis DN50
Rückschlagventile DN10 bis DN200
Schmutzfänger DN10 bis DN200
Fotos: rcfotostock – Fotolia.com (oben), Carsten Wurr