Kühe auf der Weide unter blauem Himmel
Langer Pfeil

Milchkuh auf Eis – Hightech im Kuhstall

Per tiefkalter Logistikkette werden Rindersamen transportiert; moderne Reproduktionsmethoden sorgen für Tierwohl und Produktivität.

  • Eine Paillette oder ein Stäbchen, eine Portion Bullensperma – farbige Stäbchen zur Markierung.
    Eine Paillette oder ein Stäbchen ist eine Portion Rindersamen – die farbigen Stäbchen dienen zur Markierung. (Foto: Alta Deutschland GmbH)
  • Erfolgreiche Trächtigkeit ist das Ziel – Untersuchung per Ultraschall – die Tragzeit ca. 280 Tage.
    Eine erfolgreiche Trächtigkeit ist das Ziel – hier wird das Tier per Ultraschall untersucht – die Tragzeit dauert im Durchschnitt 280 Tage. (Foto: Alta Deutschland GmbH)
  • Tiefkalt, mit flüssigem Stickstoff, das Sperma der Zuchtbullen kommt aus Übersee nach Europa.
    Tiefkalt, mit flüssigem Stickstoff gekühlt, kommt der Rindersamen aus Amerika nach Europa. (Foto: Alta Deutschland GmbH)

Für den optimalen Rindernachwuchs werden modernste Reproduktionsmethoden eingesetzt. Der Rindersamen der besten Bullen wird mithilfe von flüssigem Stickstoff international zu den Kunden transportiert. Um das erfolgreich zu gewährleisten, braucht es zweierlei: viel Know-how in Sachen Rindergenetik und die technischen Voraussetzungen, um die Tieftemperatur-Kühlkette sicherzustellen. Das Unternehmen Alta Genetics betreibt die größte Rindersamenbank der Welt und HEROSE liefert Sicherheitsventile und Absperrarmaturen für die notwendigen Stickstoffbehälter.

Rindersamen bei -196 °C – Hightech im Kuhstall

In einem modernen Kuhstall ist Hightech kein Fremdwort – auch die Landwirtschaft wird digital und setzt moderne Softwarelösungen ein. Die Milcherzeugung ist in der deutschen Landwirtschaft der wichtigste Betriebszweig, zudem ist Deutschland mit 4,2 Millionen Kühen der größte Milcherzeuger in der EU. In den 90er-Jahren entwickelte sich die Methode immer mehr in Richtung künstliche Besamung, seitdem ist der klassische Deckbulle immer seltener direkt im Einsatz – jedenfalls in den größeren Betrieben.

Vorteil künstliche Besamung

Der Weg des Rindersamens beginnt natürlich bei den Bullen. Ein Deckbulle wiegt gut und gerne eine Tonne und ist damit allein schon durch sein Gewicht ein Risikofaktor für die zu besamenden Rinder. Das Hauptargument bei der künstlichen Befruchtung ist die Vermeidung von Deckseuchen, denn Hygiene ist sehr wichtig. Ein weiterer Vorteil ist die umfassende Kontrolle und Bewertung, da das genaue Besamungs- und Konzeptionsdatum bekannt sind und so der Abkalbungstermin gemanagt werden kann. Zwei- bis dreimal pro Woche werden die Bullen abgesamt. Das Sperma wird anschließend untersucht und nur bei guter Qualität werden daraus etwa 200 bis 300 Samenportionen mit je ca. 20 Millionen Samenzellen gewonnen.

Vor dem Flug nach Europa müssen die Portionen Rindersamen sechs bis acht Wochen in Quarantäne. In Kleine Huisjes in den Niederlanden befindet sich der zentrale Umschlagplatz für Europa, hier kommen die großen Kühlbehälter an.

Rindersamen tiefkalt nach Europa

Eine Portion wird in eine sogenannte Paillette gefüllt, das sind kleine Plastikröhrchen, die dann langsam heruntergekühlt und in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius gelagert werden und dadurch unendlich lange haltbar gemacht werden. Die rund 300 Zuchtbullen, von denen Alta Genetics in Deutschland Samen anbietet, stehen hauptsächlich in Kanada und den USA. Deshalb müssen die Portionen vor dem Flug nach Europa für acht Wochen in Quarantäne. Umschlagplatz des Unternehmens in Europa ist der Ort Kleine Huisjes in den Niederlanden – hier kommt die Ware an und wird gelagert, bis sie in kleineren Behältern mit Flüssigstickstoff nach ganz Europa weiterverteilt wird. Die drucklosen Edelstahlbehälter sind vakuumisoliert und speziell für den Tieftemperatureinsatz entwickelt; bei ausreichend Flüssigstickstoff bleiben sie wochenlang tiefkalt und können mehrere hundert Pailletten aufnehmen.

Liquid Cylinder Valves für kleine und mittlere Stickstofftanks LCV (Liquid Cylinder Valve) – Typ 01950

Diese kleine Absperrarmatur ist ideal für Liquid Cylinder und Mikrobulks. Sie bietet einfache Wartung, sicheren Betrieb und eine kompakte Bauweise. Dank der speziellen Form des Handrades ist eine mühelose Bedienung auch mit Sicherheitsausrüstung gewährleistet.

  • Größen: DN 6 bis DN 15 – mit verschiedenen Anschlussoptionen
  • zulässige Betriebstemperatur: –196 °C bis +75 °C
  • zugelassene Medien: Luftgase, Dämpfe und tiefkalt verflüssigte Gase
  • öl- und fettfrei und für Sauerstoffanwendungen geeignet

Auswahl über Zuchtwerte

Im deutschen Spermadepot in Uelzen wird in kleinere Behälter umgepackt – natürlich unter tiefkalter Atmosphäre im flüssigen Stickstoff, damit die empfindliche Fracht keinen Schaden nimmt. Regelmäßig wird Stickstoff nachgefüllt – aus Lagertanks, die mit HEROSE-Sicherheitsventilen und Absperrarmaturen ausgerüstet sind. Je nach individuellen Zielen und Voraussetzungen wählt der oder die Landwirt/in den passenden Rindersamen aus, wichtige Parameter sind die Leistung – Milchleistung und Inhaltsstoffe –, die Gesundheit und das äußere Erscheinungsbild des Tieres. Auskunft geben hierzu die detaillierten Zuchtwertschätzungen. Für die vielen Milchbetriebe liegt der Fokus auf der Produktionskuh, die gesund ist, langlebig und die gewünschte Leistung bringt.

Bei den Milchbauern sind meist weibliche Kühe gefragt, um die Herde mit eigenem Nachwuchs aufzustocken. Um dieses Ziel zu erreichen, kommt auch sogenanntes gesextes Sperma zum Einsatz: Hier werden X- und Y-Chromosomen getrennt und dadurch lässt sich mit über 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit das gewünschte Geschlecht des Nachwuchses erreichen. Es gibt unterschiedlich hochwertigen Rindersamen: Generell lässt sich sagen, dass die jüngeren Bullen eine sehr gute Genetik haben, aber noch nicht so viel Sperma produzieren. Die Nachfrage ist hoch, aber das Angebot begrenzt – das bestimmt den Preis.

Seit 2009 gibt es die genomische Zuchtwertschätzung – durch die Genomanalyse kann man sehr gut erkennen, ob ein Tier ein guter Zuchtbulle sein wird.

Mareike Morszeck, Assistenz der Geschäftsleitung

Von tiefkalt auf körperwarm in 12 Sekunden

Bei der Auslieferung an die Landwirte werden die Samen dann in den Container des Betriebes umgepackt – das muss alles sehr schnell passieren, damit die Kühlkette nicht unterbrochen wird. Um jederzeit für ausreichende Füllstände zu sorgen, hat der Auslieferungshänger von Alta Deutschland einen Stickstofftank, aus dem bei Bedarf nachgefüllt wird. Gepackt sind die Pailletten in 10er- oder 25er-Portionen – es gibt ein Spermaverzeichnis für jeden Behälter sowie farbige Sticks zur Markierung, um die verschiedenen Bullen auseinanderzuhalten.

Aufgetaut wird die einzelne Paillette in einem Spezialbehälter erst direkt vor der Besamung: Für 12 Sekunden wird die Spermaportion in einem 38 Grad warmen Wasserbad aufgetaut. Jetzt schneidet man die Paillette auf, und füllt sie in die Besamungspistole. Diese gibt man dann in den sogenannten Gunwarmer, eine Wärmevorrichtung, damit auf dem Weg zur Kuh keine Abkühlung stattfindet. Der Rindersamen sollte innerhalb von fünfzehn Minuten versamt sein – gewöhnlich schafft man es, in dieser Zeit drei Kühe zu besamen, ein sehr erfahrener Besamer schafft auch bis zu fünf Kühe.

Beliebt sind solche Tiere, die Leistung bringen und ansonsten unauffällig – also gesund sind – und möglichst keinen Tierarztbesuch benötigen. Wobei nicht nur das natürliche Erbgut und die Natur verantwortlich sind, damit es den Tieren gut geht – großen Einfluss haben die Umweltfaktoren, also der Stall, das Management, das Futter. Moderne Ställe sind offen, mit viel Licht und Luft, und bieten den Tieren gute Möglichkeiten zur Bewegung und zur Ruhe. Wenn die Rahmenbedingungen gut sind, sind, erkennt man auch die genetischen Unterschiede besser.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft führt zu größeren Betrieben mit 300 bis 500 Tieren – es gibt auch solche mit 1000 bis 2000 Tieren. Je größer der Betrieb, desto moderner sind die Haltungsmethoden und umso wichtiger wird die Herdenplanung. Für die Landwirte gibt es bei diesen Größenordnungen eher Entlastung durch Mitarbeiter. In jedem Liter Milch im Supermarkt stecken viel Arbeit, viel Planung und technischer Aufwand.

Milchviehhaltung in Deutschland

  • Im Jahr 2021 hielten 54.787 Milcherzeuger 3,8 Mio. Milchkühe und erzeugten 32,7 Millionen Tonnen Milch.
  • Die durchschnittliche Milchleistung der Kühe ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Heute erzeugt eine Kuh im Durchschnitt 8400 Kilogramm Rohmilch pro Jahr.
  • Jeder Bundesbürger verzehrt im Jahr 47,8 Kilogramm Konsummilch – dazu kommen noch Joghurt, Käse, Butter und Sahne.

Das Unternehmen ist weltweit tätig und hat rund 500 Bullen für die Milchzucht und 500 Bullen für die Fleischzucht im Programm.

Jeden Tag brauchen die Bullen mehr als 16 Tonnen Futter. Von jährlich rund 60 000 Samenentnahmen entstehen über 34,5 Millionen Pailletten, die weltweit versendet werden. Alta Deutschland in Uelzen ist hauptsächlich auf Milchvieh spezialisiert, hat aber auch klassische Fleischrassen im Angebot.

Foto oben: Adobe Stock – ahavelaar

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